Im September 2012 konnte die Firma Göllner, Saarbrücken, die Arbeiten an der Grabstätte »Köhl« (GF 1,72) beenden. Der Terrakotta-Engel musste abgenommen werden, damit dessen Postament ein neues, 80 cm tiefes Fundament erhalten werden konnte. Ein Gewindestahl verankert nun den Engel auf seiner Plattform. Zusätzlich sanierte die Firma die Grababdeckplatte, sie wurde gereinigt, gerostetes Eisen wurde entfernt und eine neue Rosettenhalterung ist angefertigt und angebracht worden.
Die Grabstätte »Köhl« auf dem Garnisonsfriedhof (GF) nach der Sanierung 2012.
Donnerstag, den 29. November 2012, wurden die drei Grabstellen »Köhl«, »Gerhardt« und »Baluschek« (GF) der Öffentlichkeit und Presse vorgestellt. Im Beisein des Vereinsvorstandes, Vertretern der beteiligten Unternehmen, Herrn Dr. Schreiber (Denkmalschutzbehörde), Herren Baus und Hoffmann (vom städtischen Amt für Denkmalschutz) und Herrn Oberbürgermeister Roland Henz erläuterte Vorsitzender Herr Schu die drei Projekte und Herr Karge lieferte die Informationen zu den beerdigten Personen.
Auszüge aus der Ansprache des Vorsitzenden Hans Jörg Schu
Die Sanierung der Grabstätten »Gerhardt« und »Köhl« erfolgte in Kooperation von Stadt und Förderverein. Die beiden Grabstätten, die wir heute als Glanzlichter präsentieren, boten vor einiger Zeit noch einen trostlosen Anblick. Die Stadt Saarlouis ist Eigentümerin des Alten Friedhofs und war Partnerin unseres Vereins bei der Sanierung dieser beiden Grabstätten. Der Förderverein übernahm die Steinmetzarbeiten, die Stadt die Guss- und Schmiedearbeiten. Für die beiden Sanierungsmaßnahmen hat die Stadt Saarlouis insgesamt rd. 15.600 €, der Verein rd. 15.300 € aufgewendet, sodass sich hier der Gesamtaufwand auf rd. 30.900 € addiert.Es war sehr angenehm, hier wie auch zuvor bei anderen Maßnahmen mit Herrn Hoffmann zusammenzuarbeiten.
Dr. Rupert Schreiber vom Landesdenkmalamt hat die Sanierungsmaßnahmen von Anfang an mit seinem fachmännischen Rat begleitet. Wir haben uns von ihm überzeugen lassen und sind seinem Rat gefolgt.
Die Steinmetzarbeiten am Grab »Gerhardt« hatte unser Verein beschränkt ausgeschrieben und den Auftrag schließlich dem günstigsten Anbieter, der Fa. Ahlhelm GmbH, erteilt. Im Hinblick auf die vielen fehlenden Teile und die Brüchigkeit des Sandsteins wählten wir auf Empfehlung von Dr. Schreiber statt einer Sanierung der Sandsteinumrandung deren komplette Rekonstruktion. Verwendet wurde in Anlehnung an das Original Uddelfanger Sandstein. Das Sandsteinpostament wurde wieder aufgerichtet und neu fundamentiert, das Kreuz wieder montiert und die Granit-Inschrifttafel eingeklebt. Bei den Fundamentierungsarbeiten war die Inschriftentafel des Regimentsschuhmachermeisters Eduard Gerhardt gefunden worden. Sie war zerbrochen und wurde im Auftrag der Stadt restauriert und teilweise auch rekonstruiert.
Die Sanierung und teilweise Rekonstruktion der Gitterumrandung wurde von Kunstschmied Kurt Jenal ausgeführt. Die Sandsteinarbeiten führte die Fa. Göllner GmbH, Saarbrücken, aus.
Bei der Sandsteinumrandung »Köhl« hatte sich das gleiche Problem wie beim Grab »Gerhardt« gestellt. Bei der Aufnahme zerbröselten große Teile. Auch hier wurde deshalb der Weg der kompletten Rekonstruktion gewählt. Die Ausführung erfolgte in Vogesensandstein. Die Abdeckplatte und die Rosette wurden mit Moos- und Algenlöser behandelt und mit einem Heißdampfreinigungsgerät gereinigt. Dies brachte jedoch nicht das gewünschte Ergebnis, sodass die verbliebenen Farbreste mit Spachtel und Schrifteisen nachbearbeitet werden mussten. Auf die ursprünglich vorgesehene weitere Nachbearbeitung mit chemischen Mitteln wurde in Abstimmung mit uns verzichtet, da diese den Marmor zu sehr angegriffen hätten. Wichtig war uns, die Inschrift wieder lesbar zu machen. Zusammen mit der Verlegung der Abdeckplatte wurde auch das Postament wieder aufgerichtet und neu fundamentiert.
Die Sanierung und teilweise Rekonstruktion sowie die Montage der Gitterumrandung wurden von den Bartz-Werken und Kunstschmied Kurt Jenal ausgeführt. Einzelheiten dazu berichtete Martin Hoffmann, Geschäftsführer der Bartz-Werke.
Grabstätte »Baluschek«
Das Jugendstilgrab »Baluschek« ist sowohl in unserem Werbe-Faltblatt als auch in dem Buch über den Alten Friedhof ausdrücklich erwähnt und mit einer Abbildung des Jugendstilkopfes vertreten. Die Sanierung dieser Grabstätte war seit langem ein Herzensanliegen unseres Vorstandsmitgliedes Kurt Ziegert. Zu Recht hatte er immer wieder auf deren Restaurierung gedrängt. Er hat auch das Leistungsverzeichnis erarbeitet.
Die Sanierung dieser Grabstätte war ein alleiniges Projekt des Fördervereins. 2.530 € haben wir hierzu aufgewendet. Zuvor hatte der Neue Betriebshof Saarlouis (NBS) das Grab vom Gesträuch und dem dichten Wurzelwerk frei geschnitten, das die Grabstätte unterwandert hatte – eine Voraussetzung für die Sanierungsarbeiten.
Die Arbeiten hatte unser Verein beschränkt ausgeschrieben und den Auftrag schließlich dem günstigsten Anbieter, der Fa. Heinz Seiwert GmbH erteilt. Sie hat die Grabumrandung mit Unterkonstruktion komplett neu fundamentiert, verankert und versetzt. Sie hat das Grabmal gereinigt, bei der Reinigung aber zu Recht auf den Einsatz scharfer Mittel verzichtet und lieber in Kauf genommen, dass der Marmor stellenweise etwas fleckig bleibt. Wir vom Förderverein teilten und bestätigten auch diese Auffassung. Dieses Grab erscheint nun wieder als das, was es einst war: ein Juwel./cd
Die Eisengitter (Ralf Hoffmann)
Bei den schmiedeeisernen Grabeinfassungen der beiden Gräber »Gerhardt« und »Köhl« handelt es sich um unterschiedlich gestaltete neugotische Umfassungselemente. Beide Gitter mussten wieder hergestellt werden.
Beide Grabeinfassungen waren verrostet und durch Pflanzeneinwuchs geschädigt. Einzelne Gusselemente hatten Zierformen verloren, waren gebrochen oder verbogen und die Verankerung in der selbst stark geschädigten sandsteinernen Grabeinfassung war nicht mehr gewährleistet.
Beim Grab »Gerhardt« war die Vorderseite samt Eingangstörchen verloren gegangen, beim Grab »Köhl« war in diesem Sinne mindestens die Hälfte der Einfassung massiv geschädigt, verloren oder nicht mehr verankert.
Erläuterung zu der neogotischen Umfassung und deren Formensprache:
Typisch für die Neugotik ist, dass die ehemals an gotischen Bauten für die steinernen Fenstergewände und -teilungen verwandten sogenannten Maßwerk-Formen erstmals auch in Gusseisen ausgeführt wurden – so beim
Umfassungsgeländer des Grabes »Gerhardt«:
— die Stäbe zeigen Anklänge an polygonale Pfeiler, zwischen die sich
— über Kämpfern eine Giebelarchitektur spannt.
— Im Spitzbogen schwingen zwei Maßwerkbögen halbhängend ein, die von Zierrat gekrönt sind.
— Zwischen je zwei Giebeldreiecken befindet sich eine Rosette im Stile der z.B. am Kölner Dom häufig vorzufindenden Dreipassform.
Den Arbeiten am Grab »Gerhardt« war die Restaurierung der Grabanlage »Köhl« im Jahr 2010 vorausgegangen.
Viele der dreihüftigen Gusselemente waren verloren. Vorsitzender Schu kontaktierte die Bartz-Werke und fragte an, ob dort der Nachguss der fehlenden Teile erfolgen könne. Nachdem von dort die Zustimmung erfolgt war, konnte das aufwändige Verfahren der Herstellung einer Gussform und der anschließende Abguss von insgesamt 35 Elementen in Auftrag gegeben werden.
Die Fa. Jenal musste die Einzelteile in einen filigranen Rahmen aus Flacheisen einbinden und in in traditioneller Art und Weise Rostschutz und Bleiverguss-Beschichtung auftragen. Nachdem der Sandsteinsockel erneuert worden war, konnte sie das Gitter darin verankern. Besondere Beachtung verdient die schöne Ausgestaltung des verloren gewesenen Eingangstörchens.
Entgegenkommender Weise verzichteten die Bartz-Werke darauf, den Bau der Gussform in Rechnung zu stellen und ersparten einen 4-stelligen Kostenbetrag. Lediglich die einzelnen Abgüsse waren zu bezahlen.
Aufgrund der Erfahrungen aus der Restaurierung der Grabeinfassung »Köhl«, bei der besagte 35 Elemente und vor allem eine Gussform neu hergestellt werden mussten, entschieden wir uns beim Grab »Gerhardt«, diesen Aufwand nicht zu betreiben und die Replik der vorderen Einfassung als Schmiedeeisen-Konstruktion umzusetzen.
Hierzu fertigte Ralf Hoffmann Vorlage-Skizzen an, die die maßgeblichen Maßwerk-Elemente in einfache, teilweise gebogene Flacheisenelemente übersetzen. Insgesamt ergibt sich somit für den vorderen Teil eine, verglichen mit dem Originalbestand, etwas schlichtere Erscheinung der Einfassung, die sich dennoch gestalterisch homogen in die Gesamtanlage einfügt und auch vom Nicht-Fachmann spätestens auf den zweiten Blick als »Neufassung« erkannt werden kann. Auch hier sei noch auf das wiederhergestellte Törchen hingewiesen, das unauffällig und ohne formalen Bruch zum Umfassungselement, fachmännisch integriert wurde. (nach Ralf Hoffmann vom Amt für Stadtentwicklung, Denkmalpflege und Umwelt. /cd)